In der Unterhaltungsbranche ist die Darstellung von sexualisierter Gewalt seit langem ein umstrittenes Thema. Wann etwa ist eine Filmszene oder ein Musikvideo künstlerischer Ausdruck und wann nur brutale Effekthascherei?
Der Musiker Till Lindemann hat vor einer Woche einen neuen Musikclip veröffentlicht, der in wenigen Stunden heftige Diskussion auslöste. Der Grund: In dem Video wird dargestellt, wie eine Frau über einen Boden kriecht und von Lindemann mit Tritten gefügig gemacht wird. Der Musiker inszeniert sich als ein bewaffneter Kolonialist, die Frau scheint einen indigenen Hintergrund zu haben. Am Schluss entpuppen sich die Szenen als einzig grosse Traumsequenz. Der Clip bleibt eine Provokation – vor allem, weil im letzten Jahr Vorwüfe laut wurden, dass sich Frauen an den Rammstein-Konzerten nicht mehr sicher fühlten.
Annick Senn und Kerstin Hasse diskutieren in der neusten Folge «Tages-Anzeigerin» darüber, was Darstellungen wie diese mit dem Publikum machen, wer Verantwortung trägt und wie unterschiedlich Erfolgsserien wie «Game of Thrones» oder «I may destroy you» mit dem Thema umgegangen sind. Denn während die erste Serie einen beispiellosen Erfolg erzielte – und das trotz mehrfach expliziten und sehr brutalen Gewaltszenen –, wurde die zweite Serie eben gerade für ihre komplexe und nicht plakative Auseinandersetzung mit dem Thema Einwilligung und Trauma gelobt.
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Musik von Ellice
Ausstellung «Women Dressing Women» im Metropolitan Museum of Art in New York